» Aufklärung über Tests von Hundetrockenfutter 9/2006 «

Die Ergebnisse des aktuellen Tests von Hundetrockenfutter der Stiftung Warentest (9/2006) haben einiges an Staub aufgewirbelt. Nicht nur, dass einige Produkte als mangelhaft bewertet wurden und für Welpen sogar als „ungeeignet bis gefährlich“ beurteilt wurden; der Test hat mit Alnutra (Aldi Nord) und Maximus (Aldi Süd) auch zwei Testsieger hervorgebracht, die viele Hundehalter nicht erwartet haben. Angesichts des deutlichen Preisvorteils dieser Produkte gegenüber den angestammten Premium-Marken im Handel ist es nicht verwunderlich, dass viele Verbraucher  – nun beruhigt durch das „sehr gut“ von Stiftung Warentest – ihr Hundefutter im Aldi einkaufen.

ie Stiftung Warentest ist völlig frei in ihrer Entscheidung, welche Produkte getestet werden. Offensichtlich hat man es sich mit der Auswahl der Produkte relativ einfach gemacht und ist zum Einkauf in den Lebensmitteleinzelhandel und in den nächsten Fressnapf gegangen oder hat sich Produkte über den Versandhandel zusenden lassen! Produkte, die vorwiegend im unabhängigen Fachhandel verkauft werden, wie BELCANDO ® oder auch Nutro, wurden nicht getestet. Insofern können wir als nicht direkt betroffene Firma relativ neutral zur Aussagefähigkeit des Warentests Stellung beziehen.

Was wurde getestet?
Der Test basiert allein auf der analytischen Prüfung des Futters und der Beurteilung der Deklaration. Das Ergebnis setzt sich aus folgenden Einzelkriterien zusammen:
  • Ernährungsphysiologische Qualität;  Gewichtung: 55 %
    Der analytisch ermittelte Gehalt des Futters an Mineralstoffen (Kalzium, Phosphor, Magnesium, Kalium, Natrium), Spurenelementen (Zink, Kupfer, Eisen, Selen), Vitaminen (Vitamin A u. E), ungesättigten Fettsäuren und Protein wurde mit dem Bedarf eines 15 kg schweren , wenig aktiven Hundes verglichen. Basis für die Beurteilung des Bedarfs sind wissenschaftliche Versorgungsempfehlungen für Hunde.
  • Schadstofffreiheit; Gewichtung: 20 %
    Schwermetallgehalte, Schimmelpilzgifte
  • Mikrobiologische Qualität; Gewichtung: 10 %
    aerobe Keime
  • Deklaration; Gewichtung: 15 %
    Überprüfung der futtermittelrechtlichen Kennzeichnungsbestimmungen inkl. Überprüfung auf GMO-Material. Bewertung der Fütterungsempfehlungen.

Bei dieser Gewichtung konnte das Gesamturteil nicht besser sein, als die Einzelnote  „Ernährungsphysiologische Qualität“.

Was sagt das Testergebnis tatsächlich aus?

Für ein mit „sehr gut“ beurteiltes Produkt gelten aufgrund der getesteten Kriterien folgende Aussagen:

  • Die analytisch ermittelten Nährstoffgehalte im Futter sind ausgewogen und decken den „Mindestbedarf“ eines wenig aktiven Hundes ab.
  • Das Produkt enthält keine nennenswerten Mengen an Schwermetallen oder Schimmelpilzen.
  • Das Produkt weist keine erhöhten Keimzahlen auf.
    (Dies ist bei extrudiertem Futter, das auf über 100 °C erhitzt wird, auch kaum zu erwarten. Deshalb haben alle Produkte ein „sehr gut“ bei der mikrobiologischen Qualität erhalten...!)
  • Das Produkt entspricht den futtermittelrechtlichen Kennzeichnungsbestimmungen.

War es denn wirklich überraschend, dass Aldi-Produkte diese Testkriterien sehr gut erfüllen? Jeder Verbraucher weiß doch heute, dass Aldi extrem großen Wert darauf legt, dass seine Produkte den gesetzlichen Mindestanforderungen entsprechen. Insofern ist durch den Test eigentlich nur bestätigt worden, was bisher schon jeder Verbraucher vermutet hat. Trotzdem hat sich derjenige Verbraucher, der sich um die gute Ernährung seines Hundes wirklich Gedanken macht, Premium-Produkte im Fachhandel gekauft – warum denn eigentlich?
Weil diese Produkte ihm Produktvorteile geboten haben, die bei der Stiftung Warentest gar nicht Gegenstand der Prüfung waren.

Worüber sagt das Testergebnis nichts aus?

Das Ergebnis dieses Tests lässt auf Grund der fehlenden Überprüfung / Bewertung zu vielen wichtigen Qualitätskriterien keinerlei Aussagen zu.

  • Verwertung (Verdaulichkeit) des Futters bzw. der enthaltenen Nährstoffe
    Bei dem Test hat es sich nicht um eine „Futterwertleistungsprüfung“ gehandelt, wie sie im landwirtschaftlichen Futterbereich bereits seit vielen Jahren etabliert ist. Es wurden keinerlei biologische Überprüfungen des Futters am Hund vorgenommen.  D.h. es wurde auch nicht erfasst, wie gut die enthaltenen Nährstoffe überhaupt vom Tier verwertet werden. Es macht einen erheblichen Unterschied für die Qualität eines Futtermittels, ob man den Nährstoff Protein z.B. in Form von Federmehl oder hochwertigem Geflügelfleisch liefert.
  • Zusammensetzung des Futters
    Bei der Bewertung des Futters wurde nicht  berücksichtigt, ob die deklarierte Zusammensetzung des Futters Art und Qualität der verwendeten Rohstoffe erkennen lässt. Ein Futtermittel mit einer Gruppendeklaration (z. B. Aldi Alnutra: Getreide, Fleisch und tierische Nebenerzeugnisse, pflanzliche Nebenerzeugnisse...) wurde genauso bewertet wie ein Futtermittel mit hochwertiger Einzeldeklaration.
  • Zusatzstoffe des Futters
    Inwieweit künstliche Farb-, Geschmacks-, Konservierungsstoffe  oder Antioxidantien verwendet wurden, war nicht Gegenstand des Tests.
    Wenn man bedenkt, dass die im März/April 06 gekauften Testprodukte zum Beispiel Mindesthaltbarkeiten aufwiesen, die bis August/September 07 (Aldi Alnutra; Aldi Maximus) oder sogar bis 20.03.08 (Lidl Belosan) liefen, darf bezweifelt werden, ob dies ohne Konservierungsstoffe und künstliche Antioxidantien möglich ist...!
  •   Qualität des Futters im Hinblick auf langfristige Gesundheit und Vitalität des Hundes
    Zusätze an sinnvollen Nutriceuticals, die zwar in den wissenschaftlichen Versorgungsempfehlungen nicht gefordert werden, aber für eine langfristige Gesundheit und Vitalität des Hundes hilfreich sind, wurden im Test nicht berücksichtigt. Beispiele hierfür sind Immunstimulantien oder natürlicher Zellschutz.
  • Umfangreiche Vitaminversorgung; Aminosäurenversorgung
    Wichtige Nährstoffe für die Qualität eines Futters sind auch die B-Vitamine oder Biotin (Fellqualität & Hautgesundheit!). Diese Vitamine wurden ebenfalls, wie die Gehalte an essentiellen Aminosäuren (Maßstab für die biologische Wertigkeit des Eiweißes!), nicht geprüft.    

Insofern haben alle Argumente für den Fachhändler, die bisher für den Einsatz eines qualitativ hochwertig zusammengesetzten Futters gesprochen haben, weiterhin uneingeschränkt ihre Bedeutung. Der verantwortungsbewusste Hundehalter, der von einem Futter mehr verlangt, als dass der Mindestbedarf an Nährstoffen abgedeckt wird und die gesetzlichen Vorschriften bei der Deklaration eingehalten werden, wird auch weiterhin für diese Argumente zugänglich sein und sich nicht allein auf ein „sehr gut“ bei Stiftung Warentest verlassen. Dies soll nicht heißen, dass die von Stiftung Warentest geprüften Kriterien unwichtig sind. Natürlich sollten Futtermittel, die sich Alleinfutter nennen, die Mindestnormen erfüllen. Produkte, die dies nicht tun wurden sicherlich zu Recht mit mangelhaft bewertet, wenn die Spurenelementgehalte unterhalb der Mindestnorm lagen und Vitamin A und E gar nicht nachweisbar waren! Bei biologischen Produkten wie Futtermitteln ist die Aussagekraft von reinen Labortests, wie sie von der Stiftung Warentest durchgeführt werden, für die Qualität des Produktes aber nun mal eine andere als bei technischen Produkten wie Rasierapparaten oder Fernsehern. Letztlich lässt sich die wirkliche Qualität von Futtermitteln nur am Tier selbst beurteilen!
Aus vergleichbarem Grund haben wohl die meisten Verbraucher auch weiterhin ihr Brot beim Bäcker gekauft, obwohl Aldi-Brot bei Stiftung Warentest mit „sehr gut“ beurteilt wurde...  

Literatur:
„Zu viel im Napf“; test 9/2006 Seite 70-75